Biodiversität und physische und mentale Gesundheit

Erholung durch Naturkontakt

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten - der Kontakt zur Natur fällt für immer mehr Menschen sehr gering aus. Der Kontakt mit einer „natürlichen Umgebung“ sowie mit wilden oder domestizierten Tieren wird jedoch mit zahlreichen positiven Effekten für die psychische Gesundheit in Verbindung gebracht (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Aufenthalt „im Grünen“ das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen positiv beeinflusst. So werden der Stressabbau und die Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit eher durch Aufenthalte in Grünräumen als in Innenräumen und bebauter Umgebung gefördert. Eine „natürliche“ Umgebung wird mit einer Reduktion von Herzschlagraten, Pulsfrequenzen und Stresshormonen sowie einer Verbesserung der Stimmung assoziiert (Arnberger, 2013).

Quellen:

- Arnberger, A., 2013. Grün macht gesund!(?) Die Wirkung von Grünräumen auf den Menschen. In: Umweltdachverband, 2013. Biodiversität und Gesundheit. Tagungsband, zur Tagung am 15.11.2013. Umweltdachverband, Wien.

- Secretariat of the CBD & WHO – Secretariat of the Convention on Biological Diversity & World Health Organisation, 2015. Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health. Summary of the State of Knowledge Review.

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Naturgestützte Therapien

Ein wichtiges Beispiel im Bereich naturgestützte Therapien stellt “Green Care“ dar. Darunter versteht man alle gesundheitsvorsorgenden oder -fördernden Interventionen für Menschen mit Hilfe von Tieren, Pflanzen und Natur (Landwirtschaftskammer Wien, 2015). Unter dem Begriff „Green Care“ wird ein weites Feld an Selbsthilfe- und therapiebasierten Programmen zusammengefasst, welche Natur bzw. die natürliche Umgebung einsetzen, um positive Effekte auf das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit zu erzielen. Beispiele für „Green Care“ sind die körperliche Betätigung im Grünen als therapeutische Behandlung, „Green Farming“, bei dem durch landwirtschaftliche Tätigkeiten die psychische und physische Gesundheit von PatientInnen gefördert wird, tiergestützte Therapien und therapeutisches Gärtnern (Sempik et al., 2010).

Quellen:

- Landwirtschaftskammer Wien, 2015. Der Begriff Green Care.

- Sempik, J., Hine, R., Wilcox, D. (HerausgeberInnen), 2010. Green Care: A Conceptual Framework, A Report of the Working Group on the Health Benefits of Green Care, COST Action 866, Green Care in Agriculture, Loughborough: Centre for Child and Family Research, Loughborough University.

Geistige Entwicklung

In zahlreichen Studien wird gezeigt, dass eine vielfältige Reizumgebung für die Entwicklung von Kleinkindern äußerst wichtig ist. Diese beeinflusst die Gehirnentwicklung und trägt zu einer Förderung der psychischen Entwicklung bei. Eine reizarme, homogene Umwelt wirkt sich negativ auf die emotionale und kognitive Entwicklung aus. Jedoch hat auch eine zu starke Reizeinwirkung negative Auswirkungen. So kann z. B. in Großstädten eine zu reizarme Umgebung, gemeinsam mit einer Überreizung, etwa durch Lärm, Verkehr und Medien, auftreten. Wichtig für eine positive Entwicklung ist auch eine gewisse Kontinuität der Umgebung, die Sicherheit vermittelt. Die Natur bietet dieses optimale Maß an Reizen, das sich positiv auf die psychische Entwicklung auswirkt: Die Vielfalt in der natürlichen Umgebung stellt einen Raum für Entdeckungen dar und regt durch verschiedene Formen, Farben und Materialien die Phantasie an. Auf der anderen Seite vermittelt sie Kontinuität, Verlässlichkeit und Sicherheit (Gebhard, 2007).

Quellen:

- Gebhard, U., 2007. Die Bedeutung von Naturerfahrungen in der Kindheit