Bedrohte Zauneidechse: Reptil des Jahres 2021 ist Symbol für bunte Vielfalt

  • Umweltdachverband & Österreichische Gesellschaft für Herpetologie: Gemeinsam für den Schutz der Biodiversität!

Zauneidechsen Maennchen OeGH Riegler
Zauneidechsenmännchen: zur Paarungszeit prächtig grün. Foto: ÖGH/Riegler

Wien, 11.05.21 (UWD) „Im Mai ist Paarungszeit für die Zauneidechse! Wer jetzt nach dem flinken Reptil Ausschau hält, hat daher große Chancen, gleich zwei Exemplare auf einmal zu sichten. Die Männchen sind zur Paarungszeit an den Körperflanken prächtig grün gefärbt, der Rest des Körpers ist – wie auch die Weibchen – in Brauntönen gehalten. Zauneidechsen sind vor allem im Flach- und Hügelland anzutreffen, wo sich auch Menschen bevorzugt niederlassen“, sagt Andreas Maletzky, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH). Die Österreichische und die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie rücken nach dem Corona-Jahr 2020 die Art zum zweiten Mal in Folge als Reptil des Jahres in den Fokus. „Die wunderschöne und einst verbreitete Zauneidechse steht stellvertretend für zahlreiche heimische Arten, deren Bestand zunehmend gefährdet ist, weil ihre Lebensräume vom Menschen zerstört werden. Wir rufen dazu auf, den dringend notwendigen Schutz der Biodiversität in allen verantwortlichen Sektoren – wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und insbesondere Infrastruktur – stärker zu verankern“, betont Judith Drapela-Dhiflaoui, Biodiversitätsexpertin des Umweltdachverbandes.

Zunehmend gefährdet – fehlende Landschaftselemente beschleunigen Artenverlust  
Früher besiedelte die Zauneidechse natürliche Grenzhabitate mit schütter bewachsenen offenen und strukturreichen Bodenstellen, wie dynamische Flussauen mit zahllosen Schotter- und Sandbänken. „Aufgrund von Gewässerregulierung und Kraftwerksbauten sind diese wertvollen Lebensräume heute weitgehend verschwunden. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Zauneidechse jedoch häufig noch an Bahndämmen, in Steinbrüchen, Weinbergen oder Gärten, Friedhöfen, Industriestandorten sowie Trocken- und Magerrasen zu finden, wo sie genügend Nahrung, wie Insekten oder Spinnen, findet“, so Maletzky.

Aktuell wird Lacertaagilis, die„flinke Eidechse“, auf der Roten Liste in Österreich unter „Gefährdung droht“ geführt, in den meisten Bundesländern gilt sie sogar als gefährdet bzw. stark gefährdet. „Der Verlust von Kleinstrukturen wie Trockensteinmauern, Rainen und Böschungen sowie die zunehmende Bodenversiegelung sind die größten Treiber des Rückgangs. Wollen wir unsere Naturschätze erhalten, müssen wir alle zusammenarbeiten. Geeignete Schutzmaßnahmen, um das Überleben der Zauneidechse langfristig zu sichern, sind etwa die Erhaltung sonniger Waldränder und Wegraine, die Vernetzung und Offenhaltung trockenwarmer Lebensräume wie Steinbrüche, Sandgruben oder Trockenmauern. Auch Querungshilfen wie Grünbrücken über Autobahnen bzw. Untertunnelungen oder eidechsengerechte Gestaltungen von Straßenböschungen helfen“, so Drapela-Dhiflaoui.

Ortstreue Schlafmützen
Doch zurück zur Zweisamkeit: Nach der Paarungszeit legen Zauneidechsen ihre Eier in leicht grabbares Substrat, danach wird das Gelege sich selbst überlassen. „Die ersten Schlüpflinge sind ab Mitte Juli zu entdecken. Man geht davon aus, dass die Tiere sich nicht weiter als 30 Meter vom Schlupfort entfernen, wodurch neu entstandene isolierte Habitate oft lange zauneidechsenfrei bleiben. Ab Mitte August begeben sich die ersten Männchen bereits in Winterruhe, danach folgen die Weibchen und die Jungen. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt der Winterruhe ist der Aufbau ausreichender Fettvorräte, was bei den Männchen früher der Fall als bei den Weibchen ist, die durch die Eiablage höhere Energievorräte benötigen. Die Zauneidechse hält somit über ein halbes Jahr Winterruhe und darf durchaus als ,Schlafmütze‘ bezeichnet werden“, bemerkt Drapela-Dhiflaoui.

Gärtnern für die Zauneidechse – gemeinsam für die bunte Vielfalt
Und was kann jede*r selbst tun? „Neben schonendem Umgang mit unserer Umwelt helfen wir dem Reptil des Jahres 2021 besonders mit einem naturnahen Garten. Bunte Wiesen und der Verzicht auf Pestizideinsatz fördern die Insektenvielfalt und beleben damit auch den Speisezettel der Zauneidechse. Lichte Stein- und Holzhaufen sowie Sandplätze für die Eiablage in einem wilden Garteneck locken die Sonnenfreundin an und helfen ihr beim Überleben. Um die Zauneidechse dauerhaft im Garten halten zu können müssen die entsprechenden Habitate jedenfalls katzenfrei gehalten werden“, so Maletzky abschließend.

„Von Alpenkammmolch bis Zauneidechse – Gartenfreunde im Fokus“: Jetzt Mitmachen!
Übrigens: Die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) organisiert heuer zwischen 10. und 16. Mai erstmalig die Mitmach-Aktion „Von Alpenkammmolch bis Zauneidechse – Gartenfreunde im Fokus“, bei der die Bevölkerung aufgerufen wird, Amphibien und Reptilien – also die Herpetofauna – in ihren Gärten zu melden – machen Sie mit: www.herpetozoa.at/index.php/ativitaeten/166-gartenfreunde


Pressefotos zum Download:

Copyright: ÖGH/Riegler

Zauneidechse, Weibchen
Zauneidechse, Männchen