Abschlusssymposium „Natura 2000 – Zurück in die Zukunft“

Die Summerstage am Wiener Donaukanal war am 20. Februar 2019 Veranstaltungsort für das Abschlusssymposium zum LE-Projekt „Natura 2000 – Zurück in die Zukunft“, an dem mehr als 100 Gäste aus ganz Österreich teilnahmen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Umweltdachverband-Geschäftsführer Gerald Pfiffinger, der die Gäste begrüßte und anschließend an Lukas Weber-Hajszan, Abteilungsleiter in der Sektion II -  Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), übergab. Weber-Hajszan sprach einleitende Worte zum Natura-2000-Netzwerk sowie dessen Einbindung in die Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Wolfgang Pfefferkorn (Rosinak & Partner) führte im Anschluss als Moderator und Diskussionsleiter durch die Veranstaltung.

Diese wurde von Kerstin Friesenbichler (Umweltdachverband) eröffnet, die Inhalte der neuen Natura-2000-Broschüre „Zurück in die Zukunft – Herausforderungen & Perspektiven“  des Umweltdachverbandes präsentierte und sich auf die Bereiche Ausweisung, Management, Finanzierung, Kommunikation und Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten konzentriert. Die Broschüre bietet anhand übersichtlicher Darstellung von Erfahrungen und Sichtweisen verschiedener Natura-2000-Stakeholder einen Überblick über die Situation zu Natura 2000 in Österreich. Sie zeigt Herausforderungen für die unterschiedlichen Interessensgruppen auf und will durch Skizzieren möglicher Lösungswege und Vorstellung von Best-Practice-Beispielen aus den Bundesländern die Umsetzung von Natura 2000 stärken. Die Präsentation kann hier heruntergeladen werden.

Im Anschluss folgten für die Zuhörenden Einblicke in konkrete Best-Practice-Beispiele. Den Anfang machte Ferdinand Lenglachner, Schutzgebietsbetreuer in Oberösterreich, der über seine Arbeit und Erfahrungen im Natura-2000-Gebiet Traun-Donau-Auen erzählte. Er betonte die Bedeutung einer kontinuierlichen Schutzgebietsbetreuung, die zu erhöhter Akzeptanz unter den LandwirtInnen für Maßnahmen im Bezug zu Natura-2000-Gebieten führt, auch wenn es, seiner Erfahrung nach, in manchen Fällen einige Jahre dauern kann bis eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelingt. Dass die Arbeit von LandwirtInnen zum Erhalt der europäischen Biodiversität unverzichtbar ist und dementsprechend auch gewürdigt werden sollte, erläuterte Sebastian König vom Kompetenzzentrum Natura 2000 in Thüringen. Mit der Auszeichnung „Natura 2000-Landwirt 2018“, die von einer Fachjury mit VertreterInnen des Thüringer Bauernverbands, dem NABU, dem Deutschen Verband für Landschaftspflege und weiteren Verbänden, vergeben wurde, konnte die Akzeptanz der LandwirtInnen verbessert und zugleich die Zusammenarbeit zwischen BauernvertreterInnen und Naturschutz gestärkt werden. Seine Präsentation ist hier zum Download verfügbar.

Nach dem Exkurs über die Landesgrenzen hinaus zeigte Hannes Löschenkohl, Bio-Landwirt aus Kärnten „keine Angst vor Natura 2000“ und berichtete über innovative Ideen, um das Naturerbe auch für kommende Generationen zu erhalten. Zusammen mit 12 LandwirtInnen errichtete er das Europaschutzgebietszentrum Mannsberg-Boden, in dem bereits die jüngsten Gäste einen Bezug zur Natur kennen lernen können.

Im Anschluss gab es noch ausreichend Gesprächsbedarf für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Natura 2000 in Österreich – Blick in die Zukunft“. Sandra Klingelhöfer (Amt der Niederösterreichischen Landesregierung), Brigitte Gerger (Verein BERTA, Schutzgebietsbetreuerin im Burgenland), Frank Vassen (Europäische Kommission), Franz Maier (Umweltdachverband), Wolfgang Suske (Suske Consulting), Martin Längauer (Landwirtschaftskammer Österreich) und Lukas Weber-Hajszan (BMNT) teilten ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu Natura 2000 mit dem Publikum. Als wirksame Methoden für eine erfolgreiche Umsetzung von Natura 2000 konnten der direkte Kontakt zwischen SchutzgebietsbetreuerInnen und LandwirtInnen und die Gewährleistung von Kontinuität in der Einrichtung von Schutzgebietsbetreuungen für den Aufbau von Vertrauen ausgemacht werden. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bedeutung geeigneter Ausbildungen für Natura-2000-GebietbetreuerInnen thematisiert, die bislang aus Sicht der DiskutantInnen unzureichend vorhanden sind. Auch dem Bereich der Finanzierung von Natura 2000 kam in der Diskussion hohe Bedeutung zu. So sei der bürokratische Aufwand in den Förderschienen für viele Projekte und Maßnahmen momentan unverhältnismäßig hoch. Als Chance für die Umsetzung von Natura 2000 in Österreich wurden die sogenannten „Integrated projects“ des europäischen Förderprogramms LIFE identifiziert, mit der verhältnismäßig hohe Summen für Natura 2000 lukriert werden können. Einig waren sich die Diskutierenden darüber, dass LandwirtInnen für ihre Arbeiten für die Natura-2000-Schutzgüter entsprechend entlohnt sollten – dabei kommt der Ländlichen Entwicklung, insbesondere dem Agrarumweltprogramm ÖPUL in Österreich eine hohe Bedeutung zu.

Die Podiumsdiskussion endete mit einem Austausch über Möglichkeiten zur Verbesserung der zukünftigen Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessensgruppen und dem Aufzeigen notwendiger Handlungsschritte zur Stärkung des Natura 2000-Netzes und seiner Schutzgüter in Österreich. Im Anschluss bekamen die Gäste die Möglichkeit sich am Buffet zu Themen bis am späten Abend im stimmungsvollen Ambiente der Summerstage auszutauschen.

Fotogalerie

(alle Fotos © Umweltdachverband)

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