Nachlese zur Schutzgebietstagung 2018
Wir kümmern uns um die Vielfalt
Österreichs Schutzgebiete bestechen durch ihre große Vielfalt und Heterogenität. Die verschiedenen Schutzgebietskategorien bieten dabei den Rahmen, welcher die Betreuung von landschaftlich und biologisch besonders wertvollen Gebieten vorgibt. Knapp 70 TeilnehmerInnen fanden sich am 21. März 2018 zur Schutzgebietstagung im steirischen Wintersportort Schladming ein. Das Publikum setzte sich aus SchutzgebietsbetreuerInnen, VertreterInnen der Länder, Land- und ForstwirtInnen und InteressensvertreterInnen zusammen, die im congress Schladming zu verschiedenen Problemfeldern, mit denen SchutzgebietsbetreuerInnen konfrontiert sind, diskutierten.
Die Ankündigung sowie das Programm zur Veranstaltung finden Sie hier.
Das Vormittagsprogramm der Schutzgebietstagung beschäftigte sich mit der vielfältigen Schutzgebietskulisse und den daraus resultierenden vielfältigen Herausforderungen. Kerstin Friesenbichler (Umweltdachverband) eröffnete die Veranstaltung mit begrüßenden Worten und übergab das Wort an Michael Jungmeier (E.C.O.), der durch das Programm führte. Um den TeilnehmerInnen einen Überblick über die Vielfalt der 20 österreichischen Schutzgebietskategorien zu geben, sprach Maria Stejskal-Tiefenbach (Umweltbundesamt) über die Aufgaben und Bedeutung der wichtigsten Gebietstypen und betonte dabei die unterschiedlichen Rollen, die von den einzelnen Schutzgebietskategorien eingenommen werden. Anschließend gab Ana Antúnez Sáez (Umweltdachverband) einen Auszug aus dem Status quo-Bericht zur Schutzgebietsbetreuung in Österreich. Sie verwies auf die großen Unterschiede der einzelnen Bundesländer und hob positive Beispiele für Aufbau der Schutzgebietsbetreuung, die besonders gut funktionieren, hervor. Der Weiterbildungsbedarf der SchutzgebietsbetreuerInnen wurde sehr allgemein beschrieben, was dem umfassenden Katalog an benötigten Kompetenzen geschuldet ist. Die Ergebnisse der Status quo-Erhebung zur Schutzgebietsbetreuung in Österreich finden Sie hier.
Im darauffolgenden Themenkomplex, der Chancen und Herausforderung in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen AkteurInnenn in den Schutzgebieten behandelte, berichteten Brigitte Gerger (Verein BERTA) und Horst Gratzl (Landwirt) wie Landwirtschaft und Naturschutz in Natura 2000-Gebieten des Südburgenlandes gelingen können und welche Schwierigkeiten sich durch Managementvorgaben (z.B. Mahdzeitpunkt) ergeben. Martin Zorn (Steiermärkische Landesforste) und Alexander Maringer (Nationalpark Gesäuse) beleuchteten das Thema Jagd und Naturschutz im Nationalpark Gesäuse. Erhöhtes Konfliktpotential bilden dabei verschiedene Nutzungsinteressen, die dem Naturschutz teilweise gegenüberstehen und sich auf der Fläche immer öfter begegnen. Dabei ist eine gute Kommunikation zwischen den Beteiligten besonders wichtig. Im Naturpark Südsteiermark zeigten Reinhold Höflechner (Obmann Naturpark Südsteiermark, Bgm. Straß in der Steiermark) und Johannes Stangl (Regionalmanagement Südweststeiermark) vor, wie sich Naturschutz in die Gemeinde integrieren lässt. Apfelsaftprojekte und Kreisverkehre als Umwandlungsflächen sollen für einen Zuwachs der Wildbienenpopulationen sorgen.
Das gemeinsame Ziel, die Erhaltung vielfältiger Schutzgüter durch gezieltes Management, bildete den Rahmen für den zweiten Informationsblock. Nach dem Mittagessen stellte Hans Uhl (BirdLife Österreich) einen Bericht zum Zustand von Vogelschutzgebieten nach EU-Richtlinie vor, in dem die Einbindung bestimmter Schutzgüter in Managementpläne erhoben wurde und eine Empfehlung für quantitativ definierte Zielbestände (z.B. für Brachvogel) abgegeben wurde. Uhl hob dabei die Wichtigkeit eines vollständigen Monitoring vor, um Schutzmaßnahmen evaluieren zu können. Hanns Kirchmeir (E.C.O) sprach über die Entstehung und zukünftige Herausforderungen des transnationale Welterbe der europäischen Buchenwälder und wie die Strukturen eines Projekts dieser Größenordnung aufgebaut sind. Mit praxisnahen Beispielen für die Umsetzung von Renaturierungsprojekten bildete Peter Hochleitner (Amt der Steiermärkischen Landesregierung) den Abschluss der Vortragsreihe und berichtete dabei über die Mithilfe von Freiwilligen bei der Umgestaltung eines Feuchtgebietslebensraumes von europäischer Bedeutung.
- Download Präsentation Hans Uhl
- Download Präsentation Hanns Kirchmeir
- Download Präsentation Peter Hochleitner
Offenes Forum - Herausforderungen und Erfolge beim Gebietsmanagement
Mit Kaffee und Kuchen ausgestattet, teilte sich das Publikum danach in Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Schwerpunkten (Tourismus, Renaturierung, Landwirtschaft) auf, deren Ergebnisse am Ende von einem/einer ModeratorIn zusammengefasst und vor dem gesamten Plenum präsentiert wurden.
Die unterschiedlichen Schwerpunkte wurden durch die kurze Präsentation dreier Impulsvorträgen in der jeweiligen Gruppe eingeleitet:
Schwerpunkt Tourismus:
- Die Gruppe Tourismus setzte sich mit Herausforderungen bei der Besucherlenkung auseinander und versuchte beispielhaft Lösungen für den steigenden Flusstourismus durch Individualgäste (Erholungssuchende, Sportler, etc.) zu finden.
- Dabei wurde vor allem auf die Probleme für Kiesbrüter in den Flussbereichen durch Besucherdruck, Camping oder die Einschleppung von Krankheiten hingewiesen. Als mögliche Lösungsansätze diente die Kontaktaufnahme mit AnbieterInnen für Boote oder die Präsenz auf diversen Plattformen, in Routensammlungen oder per Morgenpost für Hotelgäste.
- Weiters wurde das Thema der Partizipation aufgegriffen, die vor allem im Kindesalter schon stark gefördert werden kann (z.B. Naturparke) und darüber hinaus die gesamte Familie einbinden kann.
Schwerpunkt Renaturierung:
- Die Gruppe Renaturierung erläuterte den Konflikt der Erhaltungsziele mit anderen Nutzungsinteressen.
- Maßnahmen müssen in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Dazu sollen moderne Ansätze in der Bewusstseinsbildung eingesetzt werden (z.B. eine Motorcrossstrecke bietet geeignete Unkenlaichgewässer).
- Rechtliche Strukturen für Renaturierungsmaßnahmen sollten flexibler reagieren oder einfacher verändert werden können.
- Projektarbeit sollte langfristige Pläne verfolgen und nicht als isolierte Maßnahmen untergehen, sondern zur Vernetzung des Umlandes beitragen.
Schwerpunkt Landwirtschaft:
- Ein Beispiel für Pflegemaßnahmen auf ertragsarmen Flächen sind Feuchtwiesen in der SO-Steiermark. Der Zeitpunkt der Mahd beeinflusst die Nutzungsmöglichkeiten des Grünschnitts (z.B. Frischfutter, Heubäder, Sitzsäcke, Pflanzenkohle, etc.) und sollte mit Hilfe von Förderungen als Wertschöpfung genutzt werden können.
- Streuobstwiesen mit alten Sorten sollen vermehrt kultiviert werden und über den Qualitätsbegriff von „Tafelobst“ oder mit Hilfe einer Obstaktie besser vermarktet werden.
- In weiteren Beispielen wurden auf den Bedarf von Betriebsneugründungen hingewiesen und wie Betriebsübergaben oder –auflassungen den Abstand zwischen Landwirtschaft und Naturschutz vergrößern können.
- Das Thema Wiesenbrüter und die Herausforderungen bei der Förderung dieser Flächen wurden ebenfalls diskutiert. Isolierte Maßnahmen von Landwirtschaftsbetrieben sollen besser in die Region integriert werden. Das Zusammenspiel von Artenschutzmaßnahmen, deren Akzeptanz und ökonomischer Vergütung soll besser gelingen.
Mit der Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen endete die Schutzgebietstagung 2018.
Im Anschluss an die Schutzgebietstagung 2018 fand am 22. März der erste von vier Workshops für SchutzgebietsbetreuerInnen zum Thema Konfliktmanagement statt.
Rückmeldungen aus den Feedbackbögen der Tagung und des Workshops sowie die Vorschläge zu Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für SchutzgebietsbetreuerInnen aus dem Status quo-Erhebung werden zur Planung des nächsten Workshops im Herbst 2018 herangezogen.
*Die Schutzgebietstagung 2018 wurde im Rahmen des Projekts „Veranstaltungen für SchutzgebietsbetreuerInnen“ durchgeführt, welches aus Mitteln des BMNT und der Europäischen Union gefördert wird.*
Bildergalerie
Hier finden Sie eine Galerie mit ausgewählten Fotos der Veranstaltung.
Alle Fotos © Umweltdachverband.