Umweltdachverband: Kreislaufwirtschaftsstrategie muss Triebfeder für Senkung des Ressourcen- und Energieverbrauchs sein
- Ambitionierte Reduktionsziele geben Tempo für nachhaltigen Wirtschaftsumbau vor
- Jetzt notwendig: Roadmap zur Umsetzung, naturverträgliche Energiewende, Kreislaufwirtschaftsgesetz
Wien, 07.12.22 (UWD) Heute wurde die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie im Ministerrat beschlossen. „Wir begrüßen die Strategie und ihr ganzheitliches Verständnis der Kreislaufwirtschaft. Sie ist ein zentraler Hebel, um die Klimaziele zu erreichen und unser Wirtschaftssystem zu transformieren – denn bis 2050 will Österreich klimaneutral und nachhaltig wirtschaften. Besonders positiv hervorzuheben ist das Ziel, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Der Material-Fußabdruck soll bis 2050 von derzeit jährlich 33 auf sieben Tonnen pro Kopf gesenkt werden. Als Zwischenziel bis 2030 ist eine Reduktion des inländischen Materialverbrauchs von rund 19 auf 14 Tonnen vorgesehen. Diese absoluten Reduktionsziele sind essenziell für die Verbindlichkeit des Umbaus unserer Wirtschaft und erfordern hohe Kraftanstrengungen bei der Umsetzung“, sagt Maria Langsenlehner, Kreislaufwirtschaftsexpertin im Umweltdachverband.
Neue Lebensstile und mehr soziale Gerechtigkeit durch strategische Suffizienzpolitik
Um bis 2050 nur rund ein Fünftel des derzeitigen Ressourcenverbrauchs pro Kopf zu erzielen, ist es notwendig, weniger und anders zu konsumieren. „Die Politik ist gefordert, eine ambitionierte Suffizienzpolitik für geringeren Energie- und Ressourcenverbrauch einzuführen, damit Strukturen für nachhaltige Lebensstile geschaffen werden. Die zehn Kreislaufwirtschaftsgrundsätze zeigen, dass Maßnahmen im Bereich Refuse, Rethink und Reduce das größte Potenzial haben, den Ressourcenverbrauch zu senken – gefolgt von Re-Use und Repair. Sprich: Nachfrageseitige Maßnahmen, Infrastrukturen und soziale Innovationen, wie neue Wohnformen, Arbeits-, oder Versorgungsmodelle sowie nachhaltige Produktpolitik und Wiederverwendung/Reparatur sind zu forcieren. Zwingende Voraussetzung dafür ist der Fokus auf soziale Gerechtigkeit. Ständiges Wirtschaftswachstum darf nicht mehr alleinige Prämisse der Wirtschaftspolitik sein. Denn eine absolute Entkoppelung zwischen Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum ist noch nirgends auf Dauer und ausreichend gelungen. Im Sinne der ,Wellbeing Economy‘, die als Ziel im 8. Umweltaktionsprogramm der EU gesetzlich festgeschrieben ist, bedarf es alternativer Wohlstandsmaßen zum Bruttoinlandsprodukt, die auch sozial-ökologische Nachhaltigkeit beinhalten“, so Langsenlehner.
Hand in Hand mit naturverträglicher Energiewende
„Der enge Zusammenhang zwischen Ressourcen-, Biodiversitäts- und Klimakrise sowie sozialen Krisen wird mit Blick auf die globalen Wirtschaftskreisläufe besonders sichtbar. Diese multiple Krisensituation kann nur ganzheitlich bewältigt werden. Energie muss dabei aus erneuerbaren Quellen kommen, Kreislaufwirtschaft Hand in Hand mit einer naturverträglichen Energiewende gehen. Ein umfängliches Energiesparprogramm ist das Gebot der Stunde“, betont Langsenlehner.
Next steps: Roadmap zur Umsetzung & neues Kreislaufwirtschaftsgesetz
Die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie sieht vor, Ziele, Grundsätze und Aufgaben für die notwendige Transformation in einem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz zu verankern. „Ein solches Gesetz wäre wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie. Außerdem braucht es rasch eine konkrete Roadmap mit messbaren Meilensteinen bis 2050. Der Einbezug der Zivilgesellschaft sowie die Berücksichtigung der Governance Ebenen – von lokaler bis zur EU-Ebene, vom urbanen bis zum ländlichen Raum – sind gleichfalls von zentraler Bedeutung“, so Langsenlehner. Die Menschen mitzunehmen, ist eine weitere Herausforderung, die – über die vorliegende Strategie hinausgehende – intensivierte Bemühungen im Sinne einer transformativen Bildung und des lebenslangen Lernens notwendig macht.