Umweltdachverband: Stopp dem Ausbau der S31!

  • Weiterbau S31 Eisenstadt - Schützen ist widersinnig und Natur gefährdend
  • Schutzgebiete - Natura 2000, UNESCO-Welterbe, etc. - massiv beeinträchtigt
  • Bevölkerung durch Lärm- und Schadstoffbelastung in Mitleidenschaft gezogen
  • UWD fordert: Öffentlichen Verkehr forcieren statt rücksichtslos betonieren!  

Wien, 09.06.09 (UWD) Der geplante Ausbau der S31 Schnellstraße im Norden der Gemeinde Schützen im Burgenland sorgt für heftigen Widerstand von Bevölkerung und UmweltschützerInnen - zu Recht, wäre der Ausbau des Straßenstücks doch einer der absurdesten Schildbürgerstreiche in Österreich. «Das Projekt ist in verkehrs-, umweltpolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht widersinnig. Der Verkehr stagniert im betroffenen Abschnitt seit Jahren und die horrenden Baukosten von 53 Millionen Euro für zehn Kilometer Straße, die niemand braucht, könnte man zukunftweisend und klimaschonend in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs investieren. Noch dazu würde der Straßenbau zahlreiche wertvolle Schutzgebiete im Umfeld und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung massiv beeinträchtigen», erklärt Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.

Schleichender Beginn für Lückenschluss zwischen Ost- und Südautobahn
«Die Grundlagen für das Projekt beziehen sich u.a. auf den Generalverkehrsplan Österreich 2002, der die Umsetzung von Maßnahmen für Lückenschlüsse im hochrangigen Netz vorsieht. Es erhebt sich somit der dringende Verdacht, dass der Weiterbau der S31 der Beginn des Lückenschlusses zur A4 ist. Auch im Gesamtverkehrskonzept Burgenland 2002 ist neben der S31 z.B. die Schaffung einer höherrangigen Verbindungsstraße Eisenstadt-Parndorf-Bruck a.d. Leitha vorgesehen. Damit liegt insgesamt nahe, dass die projektierte S31 nur der schleichende Beginn für den Lückenschluss zwischen Ost- und Südautobahn ist. Wieso wird das in der Öffentlichkeit verschwiegen? Warum wird der Bevölkerung nicht reiner Wein eingeschenkt? Die Menschen haben doch ein Recht darauf, zu wissen, welche Transithölle da auf sie zukommen wird», sagt Heilingbrunner.  

Wertvolle Natur rund um Schützen schützen!
Fest steht weiters, dass das fragliche Projekt Lebensräume in mehreren Schutzgebieten beeinträchtigen würde. «Die verantwortlichen PolitikerInnen müssen sich bewusst sein, dass sie bei einem Weiterbau der S31 bis Neusiedl die Aberkennung von Schutz- und Auszeichnungsprädikaten und Sanktionen aus Brüssel riskieren», warnt Heilingbrunner. Konkret geht es um das 6.317 ha große Natura 2000-Gebiet «Nordöstliches Leithagebirge», das sowohl nach der FFH-, als auch nach der Vogelschutz-Richtlinie ausgewiesen ist und kostbare Fauna und Flora beheimatet, die von Eichen-Hainbuchen- und Pannonischen Flaumeichenwäldern über die Große Küchenschelle bis zu Hirschkäfer und Eichenbock reicht. Außerdem finden sich hier teils österreichweit bedeutende Bestände von Ziegenmelker, Schwarz-, Blut- und Mittelspecht, Halsbandschnäpper, Wachtelkönig u.v.m. Vom geplanten Straßenbau betroffen wäre weiters die von einzigartiger Vielfalt geprägte UNESCO-Welterbe-Kulturlandschaft Fertö/Neusiedler See, der 25.0000 Hektar große Biosphärenpark Neusiedler See, die Genussregion Leithaberger Edelkirsche, der Naturpark Neusiedler See - Leithagebirge, das Ramsar-Gebiet Neusiedler See - Seewinkel sowie das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Neusiedler See. «Es ist einfach unverantwortlich, eine Schnellstraße im Nahbereich eines Natura 2000-Gebietes bzw. anderen betroffenen Schutzgebieten zu bauen. Wer hier sinnlos betoniert, verbaut intakter Natur eine gedeihliche Zukunft, mindert die Lebensqualität der Bevölkerung, verbaut die Chancen auf eine weiterhin nachhaltige Regionalentwicklung und riskiert saftige Strafen seitens der Europäischen Union», so Heilingbrunner.

Zukunft des Ökotourismus nicht aufs Spiel setzen
«Das nordöstliche Leithagebirge mit seiner wertvollen Kulturlandschaft bis hinunter zum Seevorgelände weist eine faszinierende Vielfalt an Ökosystemen auf, die vom Trockenrasen bis zum Schilfgürtel reicht. Der kleinstrukturierte Tourismus zwischen Schützen und Jois führt zu einer weit gestreuten Wertschöpfung, von der Unterkünfte, Gastronomiebetriebe und auch der Weinbau profitieren. Mit dem jungen Naturpark Neusiedler See - Leithagebirge haben sich fünf Gemeinden auf klare Entwicklungsziele geeinigt, die getragen sind vom gemeinsamen Wunsch, jede Beeinträchtigung des Natur- und Kulturerbes zu vermeiden und gleichzeitig den örtlichen Betrieben neue Zielgruppen zu erschließen», sagt Alois Lang, Entwickler für Ökotourismusangebote. «Der Erfolg des Naturtourismus im grenzüberschreitenden Nationalpark hat die Gemeinden am Westufer dazu motiviert, ein umfangreiches Naturerlebnisangebot zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit dem Nationalpark und dem benachbarten Naturpark Ödenburger Gebirge geht es jetzt darum, Synergien im Marketing zu nutzen. Eine bewusste Erhöhung des Transitverkehrs würde das Ende dieses Vorhabens bedeuten“, betont Lang.
«Durch den Bau der S31 und den längerfristig zu befürchtenden Lückenschluss droht eine Zerschneidung der Grundstücke und dadurch eine Entwertung von Kulturland. Große Weinbauflächen würden dadurch verloren gehen. Die entstehenden Kaltluftseen und ein rapider Anstieg der Immissionen würden die Region zunehmend belasten. Weiters stellt dieses Projekt einen gravierenden Eingriff in die mikroklimatischen Abläufe zum Neusiedler See und Leithaberg dar», ergänzt Gerhard Triebaumer, Winzer aus Rust.

Intelligente Standortentwicklung und Wahrung der Lebensqualität statt Transithölle
«Kleinstädte können nicht durch eine weitere Autobahnanbindung - oder durch mehr Transitverkehr - konkurrenzfähig werden bzw. bleiben, sondern nur durch intelligente Standortentwicklung», bekräftigt Lang.

Fazit: Der Umweltdachverband spricht sich ohne Wenn und Aber gegen den Weiterbau der S31 aus. Heilingbrunners abschließender Appell an BM Bures, LH Niessl und den Bürgermeister von Schützen, Walter Hofherr: «Verbetonieren Sie nicht die heimischen Naturschätze, sondern forcieren Sie den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in dieser Region – gerade rund um die Gemeinde Schützen sollte das Schützen von Fauna, Flora und der Lebensqualität der Menschen doch selbstverständlich sein!»