Biodiversität und Ernährung
Landwirtschaft und Agrobiodiversität
Von den auf der Erde lebenden Tieren und Pflanzen, die dem Menschen als Nahrung dienen könnten, wird für die Landwirtschaft nur ein Bruchteil (ein paar hundert Arten) genutzt. So sind es nur etwa zwölf Pflanzenarten, die für 75 % der Nahrungsmittel verwendet werden und nur 15 Tierarten, die für 90 % der Viehzucht eingesetzt werden (Chivian & Bernstein, 2010). Allein die Hälfte des globalen menschlichen Energiebedarfs wird dabei durch Weizen, Mais und Reis gedeckt (Monnerjahn, 2009). Diese äußerst geringe Anzahl an Arten ist allerdings abhängig von hunderttausenden weiteren Spezies, wie z. B. Insekten und Vögeln, die für die Bestäubung von Nutzpflanzen unerlässlich sind und sogenannte Agrarschädlinge vertilgen. Im Boden lebende Mikroben, die in einer noch weitaus höheren Diversität vorhanden sind, schützen vor Krankheiten, bauen Abfälle ab, verwerten Nährstoffe zur Wiederaufnahme, wandeln Stickstoff aus der Luft in für Pflanzen verfügbaren Stickstoff um und bilden Symbiosen mit Pflanzenwurzeln, welche die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen für Nutzpflanzen erleichtern (Francé, 2012). Verschiedene Tierarten wie Wespen, Marienkäfer oder Spinnen, stellen eine natürliche Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft dar und verringern die Notwendigkeit des Einsatzes von gesundheitsschädlichen Pestiziden (Chivian & Bernstein, 2010).
Ein erheblicher Beitrag zur Agrarproduktion wird von einer Vielzahl an Bestäubern geleistet. Die Bestäubung von über 80 % der 264 in der EU angebauten Nutzpflanzen wird von Insekten durchgeführt (Chivian & Bernstein, 2010). So sind Schmetterlinge, Motten, Honigbienen, Hummeln, Wespen, Käfer usw. für die Bestäubung von Tomaten, Sonnenblumen, Weintrauben, Äpfeln und vielen anderen Agrarprodukten verantwortlich (Greenpeace, 2014; SCNAT, 2014).
Quellen:
- Chivian E. & Bernstein A., 2010. How our health depends on biodiversity. Center for Health and the Global Enrivonment – Harvard Medical School, Boston.
- Francé, R. H., 2012. Das Leben im Boden. Das Edaphon. Neuauflage. Edition Siebeneicher. Hrsg.: Lau, K.W.. Organischer Landbau Verlag.
- Greenpeace, 2014. Plan BEE – Leben ohne Pestizide. Auf dem Weg in Richtung ökologische Landwirtschaft. Veröffentlicht im Mai 2014 von Greenpeace Deutschland. Hamburg.
- Monnerjahn, 2009. Biodiversität und Gesundheit im Kontext der Ernährungssicherheit. In: Bundesamt für Naturschutz, 2010. Konferenzdokumentation Naturschutz und Gesundheit. Allianzen für mehr Lebensqualität. 26.-27.05.2009 im LVR-LandesMuseum Bonn. Hans Kock, Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld.
- SCNAT – Akademie für Naturwissenschaften Schweiz, 2014. Bienen und andere Bestäuber: Bedeutung für Landwirtschaft und Biodiversität. In: Swiss Academies Factsheets 9 (1)
Ernährungssicherheit
Die Ernährung von etwa 800 Millionen Menschen gilt aktuell als nicht gesichert, wobei der Bedarf an Nahrungsmitteln in den nächsten Jahrzehnten weiterhin ansteigen wird – bis 2050 wird ein Anstieg der Bevölkerung auf 9 Milliarden Menschen erwartet (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Biodiversität leistet einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherheit und Gesundheit des Menschen, indem sie zur Produktivität und Widerstandsfähigkeit der landwirtschaftlichen Systeme beiträgt (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Vor allem die Bestäubung ist ein unerlässlicher Faktor für die Ernährungssicherheit (Greenpeace, 2014).
Der Biodiversitätsverlust, gemeinsam mit dem Klimawandel und der Wüstenbildung, ist nach Angaben der WHO (2012) als eine wesentliche Bedrohung für die Ernährungssicherheit zu sehen. Vor allem der Verlust der genetischen Vielfalt vermindert die zukünftigen Möglichkeiten der Nahrungsmittelproduktion (WHO, 2012). Um eine Anpassung an den Klimawandel und eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion zu gewährleisten, ist eine erhöhte landwirtschaftliche Biodiversität notwendig (Monnerjahn, 2009). Darüber hinaus unterstützt eine Vielfalt an Arten, Sorten und Rassen eine vielfältige und ausgewogene Ernährung (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Von Bedeutung für die Ernährungssicherheit sind auch wildlebende Tiere am Land, im Meer und im Süßwasser, die eine wichtige Nahrungsquelle für Menschen darstellen, insbesondere in ressourcenabhängigen Ländern mit einem mittleren oder niedrigen Einkommen (Secretariat of the CBD & WHO, 2015).
Quellen:
- Greenpeace, 2014. Plan BEE – Leben ohne Pestizide. Auf dem Weg in Richtung ökologische Landwirtschaft. Veröffentlicht im Mai 2014 von Greenpeace Deutschland. Hamburg.
- Monnerjahn, 2009. Biodiversität und Gesundheit im Kontext der Ernährungssicherheit. In: Bundesamt für Naturschutz, 2010. Konferenzdokumentation Naturschutz und Gesundheit. Allianzen für mehr Lebensqualität. 26.-27.05.2009 im LVR-LandesMuseum Bonn. Hans Kock, Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld.
- Secretariat of the CBD & WHO – Secretariat of the Convention on Biological Diversity & World Health Organisation, 2015. Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health. Summary of the State of Knowledge Review.
- WHO – World Health Organization, 2012. Our Planet, Our Health, Our Future. Human health and the Rio Conventions: biological diversity, climate change and desertification.