Biodiversität und Medizin und Krankheiten
Arzneimittel – Medikamente aus der Natur
Schon seit Jahrtausenden ist die Natur Lieferant für Arzneien zur Bekämpfung von Krankheiten. Heute werden Medikamente meist entweder aus Pflanzen gewonnen oder den „natürlichen Vorbildern“ wie Bestandteilen in Pflanzen, Tieren oder Mikroben nachempfunden (DECHEMA, 2007; Chivian & Bernstein, 2010). Arzneipflanzen und aromatische Pflanzen werden zum Großteil aus Wildbeständen bezogen. Diese Pflanzenpopulationen sind jedoch rückläufig und etwa eine von fünf Arten ist vom Aussterben in der Wildnis bedroht (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Eines von zahlreichen Beispielen für die direkte Nutzung pflanzlicher Bestandteile für die Behandlung von Krankheiten ist die Heilpflanze Arnika (Arnica montana), die für ihre antibakterielle, entzündungshemmende und krampflösende Wirkung bekannt ist. Einst über ganz Europa verbreitet, ist sie, insbesondere durch die Intensivierung der Landwirtschaft, heute in vielen europäischen Ländern gefährdet (BfN, 2009; Heilpflanzen.de, 2015). Ebenfalls direkt aus Pflanzen gewonnene Arzneimittel sind außerdem Aspirin aus der Silberweide (Salix alba) und Morphium aus dem Schlafmohn (Papaver somniferum) (DECHEMA, 2007). Beispiele für aus Tieren gewonnene Medikamente sind ACE-Hemmer (zur Behandlung von Bluthochdruck) aus der Jararaca-Lanzenotter (Bothrops jararaca) und AZT (Azidothymidin) zur Behandlung von HIV und AIDS aus einem marinen Schwamm (Tectitethya crypta) (Chivian & Bernstein, 2010). Mikroben haben einen sehr großen Beitrag zum medizinischen Fortschritt geleistet, da fast alle Antibiotika durch diese gewonnen werden konnten.
Von den auf der Erde lebenden Arten geht noch ein unmessbares Potenzial für die Medizin aus. Nach Schätzungen wurde erst die Hälfte der höheren Pflanzenarten auf ihren Nutzen für pharmazeutische Produkte untersucht (WHO, 2012) und bei Mikroben und marinen Lebewesen steht die Forschung erst am Beginn der Untersuchungen für die Entwicklung neuer Medikamente (Secretariat of the CBD & WHO, 2015). Der Verlust von Arten bedeutet einen unwiederbringlichen Verlust von Erkenntnissen in der Behandlung von Krankheiten des Menschen (Chivian & Bernstein, 2010).
Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten werden von Viren, Bakterien und anderen Mikroben oder Parasiten verursacht. Die Eintrittsmuster von Mikroben in den Menschen werden vom Klima und von den Umweltbedingungen beeinflusst, die Ausbrüche von Infektionskrankheiten wie beispielsweise der Grippe, Cholera oder Malaria sind eng mit ökologischen Prozessen verbunden. Insbesondere die Zerstörung von Habitaten und Eingriffe in Lebensräume, Veränderungen der Verteilung und Verfügbarkeit von Wasser, landwirtschaftliche Nutzung, Klimawandel usw. erhöhen das Risiko von Infektionskrankheiten (WHO, 2005 und WHO, 2012). Auch das weltweite Reisen, der Klimawandel und der Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe verändern die Bewegung der Pathogene, die Reichweite der Wirte, die Lebensdauer und die Virulenz der Krankheitserreger (Secretariat of the CBD & WHO, 2015).
Quellen:
- BfN – Bundesamt für Naturschutz, 2009. Natur schützt Gesundheit – Beiträge des Naturschutzes zum Gesundheitsschutz. In: Naturschutz & Gesundheit. Allianzen für mehr Lebensqualität. Konferenzdokumentation, Bundesamt für Naturschutz, Bielefeld
- Chivian E. & Bernstein A., 2010. How our health depends on biodiversity. Center for Health and the Global Enrivonment – Harvard Medical School, Boston. Zugriff am 13.01. unter
- DECHEMA, 2007. Vorbild Natur. Stand und Perspektiven der Naturstoff-Forschung in Deutschland. Hrsg.: DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Frankfurt/Main.
- Heilpflanzen.de, 2015. Huflattich.
- Secretariat of the CBD & WHO – Secretariat of the Convention on Biological Diversity & World Health Organisation, 2015. Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health. Summary of the State of Knowledge Review.
- WHO – World Health Organization, 2005. Ecosystems and Human Well-being: Health Synthesis. A Report of the Millennium Ecosystem Assessment.
- WHO – World Health Organization, 2012. Our Planet, Our Health, Our Future. Human health and the Rio Conventions: biological diversity, climate change and desertification.