Umweltdachverband: Naturjuwel Vorderstoder droht Zerstörung!

  • Umweltdachverband, Alpenverein, BirdLife, Naturfreunde und Naturschutzbund erheben Einspruch gegen verheerendes Infrastrukturprojekt im Gebiet Vorderstoder-Hinterstoder
  • Skigebietserschließungen konterkarieren Klimaschutzmaßnahmen und nachhaltige Tourismuskonzepte

Wien, 09.09.2020 (UWD) Vorderstoder ist eines der schönsten Bergdörfer Oberösterreichs. Die idyllische Landschaft soll jedoch durch breite Skipisten, Speicherteiche und Verkehrsinfrastruktur für immer verändert werden. Neben dem Umweltdachverband erheben u. a. BirdLife Österreich, der Österreichische Alpenverein, die Naturfreunde Österreich und der Naturschutzbund Oberösterreich Einspruch gegen die fraglichen Planungen der Gemeinde, für die am Freitag die Stellungnahmefrist endet. „Wenn ein Naturjuwel wie Vorderstoder zerstört werden soll, müssen Naturschutz- und Alpinvereine die Stimme erheben. Die geplanten Infrastrukturbauten hätten massive negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung, das Landschaftsbild, die räumliche Struktur und nicht zuletzt auch auf den Markenkern Vorderstoders als idyllisches Bergdorf. Gerade im heurigen Jahr der Coronapandemie und insbesondere auch angesichts der Klimakrise ist es skandalös, auf neue Skigebietserschließungen statt auf zukunftsorientierte Tourismuskonzepte zu setzen“, sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

Starke Bedrohung für Naturlandschaft, Wasserversorgung und Qualitätstourismus

„Ein Skigebiet zwischen 800 und 1.300 m ist laut Klimaprognosen nur mit massivem Kunstschneeeinsatz zu betreiben – ein enormer Energieaufwand, der notwendige Klimaschutzmaßnahmen konterkariert. Der geplante Pistenbau wäre mit empfindlichen Eingriffen in die Landschaft zwischen Vorderstoder und Höss in Hinterstoder verbunden. Alleine die Rodung von 42 ha Waldflächen ist ökologisch nicht vertretbar“, ergänzt Herbert Jungwirth vom Österreichischen Alpenverein.
Zudem erfordern die geplanten Speicherteiche mit einem Volumen von mehr als 100.000 m3 Wasser eine massive Wasserentnahme aus der Steyr – zusätzlich zu den für die Beschneiungsanlagen in Hinterstoder genehmigten 366.000m3. „Dieser Eingriff ist ökologisch nicht vertretbar. Die geplanten Pisten durchschneiden die Quellhorizonte zwischen dem wasserundurchlässigen Basisdolomit und dem aufsitzenden Dachsteinkalk und gefährden damit die Trinkwasserversorgung von Teilen der Bevölkerung. Abgesehen davon war Skifahren bereits in den vergangenen Jahren wegen Schneemangels in weiten Teilen der Region nicht mehr möglich – was eine Skigebietserweiterung ad absurdum führt. Außerdem ließen sich mit einem Bruchteil des Geldes, das in den Bau fließen würde, vernünftige, nachhaltige Tourismuskonzepte umsetzen“, betont Josef Friedhuber von den Naturfreunden Österreich.
„Die geplanten 950 Parkplätze führen zur Bodenverdichtung und Bodenversiegelung – wertvolle Ressourcen werden hier für eine Nutzung an nur wenigen Tagen im Winter zerstört. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen würde außerdem zu einer enormen Belastung der Bevölkerung in Vorderstoder und in den angrenzenden Orten führen. Ein weiteres Landschaftsjuwel wäre unwiederbringlich zerstört“, sagt Josef Limberger vom Naturschutzbund OÖ.

Wider die Alpenkonvention: Auswirkungen auf Fauna sind eklatant

„Der geplante Eingriff in das Naturschutzgebiet Warscheneck Nord ist äußerst kritisch zu betrachten, da eine hochwertige Biotopfläche und Populationen von Birk- und Auerhuhn sowie dem Weißrückenspecht betroffen sind. Diesbezüglich müssen insbesondere auch die Bestimmungen des Protokolls ,Naturschutz und Landschaftspflege‘ der Alpenkonvention eingehalten werden“, sagt Gàbor Wichmann von BirdLife Österreich.

Fazit: „Den vorliegenden Plänen in den Gemeinden Vorder- und Hinterstoder ist eine klare und unmissverständliche Absage zu erteilen“, so Maier, Friedhuber, Jungwirth, Limberger und Wichmann abschließend.

Die gemeinsame Stellungnahme von Umweltdachverband, Österreichischer Alpenverein, Naturfreunde Österreich, Naturschutzbund Oberösterreich und BirdLife Österreich steht hier zum Download zur Verfügung.

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