Umweltdachverband: Transitverkehr im Alpenraum endlich auf die richtige Schiene bringen!

  • Bundesländer-Tournee im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums: Brennpunkt #Tirol
  • Transitverkehr – inklusive E-LKW – bringt erhebliche Belastung für Mensch und Natur
  • Appell: Wirksame Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung umsetzen!

c Umweltdachverband Tirol

© Tina Leonhard/Umweltdachverband

Tirol,07.08.23 (UWD) Der Umweltdachverband stellt im Rahmen seiner Bundesländer-Tournee zum 50-Jahr-Jubiläum den überbordenden Alpentransit in Tirol in den Fokus, der nicht nur am Brenner erhebliche Belastungen für Mensch und Natur mit sich bringt. „Die Alpenregion ist von der Klimaerhitzung besonders betroffen, was gravierende Auswirkungen auf die lärm- und abgasgeplagte Bevölkerung und die besonders sensiblen Ökosysteme im Alpenraum hat. Vergangenes Jahr rollten 2,48 Millionen LKW über den Brenner, ein historischer Höchststand! Wir verlangen daher absolute Kapazitätsgrenzen, eine effektive Verlagerung auf die Schiene sowie eine Ökologisierung des Straßengüterverkehrs. Die CO2-Emissionen im alpinen Transitverkehr müssen auf Null reduziert werden – vor allem auch im Hinblick auf die geplante Klimaneutralität des Verkehrssektors, zu der sich die europäischen Staaten bis 2050 verpflichtet haben. Außerdem braucht es intensiveren Dialog mit den Verantwortlichen in Südtirol und Bayern, um auf Landesebene effektive, langfristige Entlastungsmaßnahmen umzusetzen“, sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

Güterverkehr muss ökologisiert werden
Kilometerlange Staus und Blockabfertigungen machen deutlich, dass der Transitverkehr über die Alpen längst an seine Grenzen stößt. „Im Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention haben sich die Alpenländer und die EU bereits vor 30 Jahren darauf geeinigt, den Güterverkehr durch eine geeignete Infrastruktur und marktkonforme Anreize auf die Schiene zu verlagern. Doch mit der neuen Richtlinie zur Festlegung der Straßenbenützungsgebühren in Form der Eurovignette (Wegekostenrichtlinie) ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt, da der Gütertransport auf der Straße durch batterie- oder wasserstoffbetriebene LKW massiv vergünstigt wird. Diese Maßnahme steht unter dem trügerischen Deckmantel des Klimaschutzes und widerspricht dem Verursacherprinzip, da auch vermeintlich emissionsfreie Fahrzeuge Lärm-, Stau- und Infrastrukturkosten verursachen. Dem Ungleichgewicht in der Kostenwahrheit zwischen Straßen- und Schienengüterverkehr, das nicht zuletzt durch die hohen Trassengebühren zustande kommt, könnte u. a. durch einen gemeinsamen Mautzuschlag für Alpenkorridore durch Italien, Österreich und Deutschland entgegengewirkt werden. Zudem ist eine Novelle der Luftqualitätsrichtlinie notwendig, damit die Geschwindigkeitsbeschränkungen nach dem Immissionsschutzgesetz – Luft (IG-L) aufrechterhalten bleiben können“, betont Stephan Tischler, Vorsitzender von CIPRA Österreich.

Mauterhöhung allein ist nicht ausreichend – Slot-System als Übergangslösung
„Das Verkehrsaufkommen im Alpentransit muss reduziert, besser gesteuert und auf umweltfreundlichere Transportwege verlagert werden. Um erhöhte externe Kosten, bzw. Infrastrukturkosten zu vermeiden, dürfen hochrangige Straßen – Stichwort: Brennerautobahn A22 zwischen Bozen Süd und Verona – nicht mehr ausgebaut werden. Das Transportmedium Schiene muss durch schnellere Betriebsabläufe und flexiblere Buchungssysteme attraktiver werden. Dazu gehört ein verbesserter grenzüberschreitender Schienenverkehr mit vergünstigten Zugtickets für den Alpentransit oder ein alpenweites Ticket (AlpTick), wie es der CIPRA-Jugendbeirat vorgeschlagen hat. Außerdem ist die Herab- oder Aussetzung der Trassengebühren für den Güterverkehr notwendig. Nur eine funktionierende Bahn und ein Gesetz zur Verlagerung der Güter auf die Schiene kann das Transitproblem lösen. Weil beides auf sich warten lässt, wäre ein Slot-System eine effiziente Übergangslösung. Den rechtlichen Freiraum für eine solche Alpentransitbörse gäbe es bereits, den politischen Willen in den Ländern auch. Was fehlt, ist eine Einigung auf Ebene der drei beteiligten Staaten“, so Elisabeth Ladinser, Vizepräsidentin von CIPRA Südtirol & Vizepräsidentin des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.

Abschließend appellieren Umweltdachverband sowie CIPRA Österreich und Südtirol: „Um der Transithölle zu entkommen, müssen jetzt die richtigen Anreize für eine Verkehrsverlagerung geschaffen werden. Die Alpenstaaten müssen endlich handeln, um den Transitverkehr und damit Emissionen, Feinstaub und Lärm zu reduzieren“.

Langfassung Presseaussendung (pdf-Datei)

 

Berichterstattung im ORF:

https://tvthek.orf.at/profile/Tirol-heute/70023/Tirol-heute/14189122 (ab Minute 6:06)