GAP-Deal: Das Artensterben geht weiter
- Europaweit gültiger ökologischer Mindeststandard gescheitert
- Ambitionierte Umweltprogramme auf nationaler Ebene notwendig
Wien, 21.10.20 (UWD) Die Verhandlungen über die milliardenschwere Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) unter den EU-Agrarminister*innen und im Europäischen Parlament mündeten heute Nacht in einem schweren Rückschlag für Umwelt und Natur. „Das ist ein dunkler Tag für die Umwelt und die Zukunft Europas. Trotz des „European Green Deals“, der Biodiversitäts- und der „Farm-to-Fork“-Strategie der EU werden bei der Verteilung von knapp 400 Milliarden Euro Agrarhilfen der Umwelt- und Biodiversitätsschutz weitgehend ignoriert. Dabei ist die intensive Landwirtschaft in Europa größter Treiber für den zunehmenden Biodiversitätsverlust, wie aus dem am Montag veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA klar hervorgeht. Die getroffenen GAP-Beschlüsse, die auf österreichischer Seite von ÖVP, SPÖ, FPÖ und NEOS unterstützt wurden, sind eine klare Absage an die zentrale Forderung von Umweltorganisationen nach einem europaweit gültigen ökologischen Mindeststandard für wenigstens 5 Prozent der bewirtschafteten Flächen als Konditionalität bei den Direktzahlungen. Allein dieses Mindestmaß an Naturschutzflächen, etwa in Form von Blühflächen auf Ackerböden und bunten Wiesen, hätte die europäische Kulturlandschaft teilweise wieder zum Erblühen bringen können und eine wichtige Chance für die Artenvielfalt und unsere Lebensgrundlagen bedeutet“, sagt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes. Zugleich wundert sich Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich: „Fehlende Umwelt-Rahmenbedingungen bei den Direktzahlungen der Ersten Säule für die ganze EU sind ein klarer Wettbewerbsnachteil für Österreich mit seinem traditionell starken Agrarumweltprogramm in der Zweiten Säule der GAP. Warum die gestrigen Abstimmungen nun von manchen als Erfolg für Österreich und für die Natur gefeiert werden, ist nicht nachvollziehbar.“
Nationale Bemühungen dringend erforderlich
„Umso stärker liegt die Verantwortung nun bei den Nationalstaaten, mit ambitionierten Umweltprogrammen den Wandel zu einer ökologischen und biodiversitätsschonenden Landwirtschaft voranzutreiben, um insgesamt mindestens 10 Prozent der Flächen für die Natur bereitzustellen. Auch Österreich muss sein nationales GAP-Förderprogramm stärker an den Erfordernissen des Biodiversitäts- und Klimaschutzes ausrichten!“ so Pfiffinger abschließend.