Umweltdachverband und Land NÖ fordern: Neue Konzepte für den Erhalt der Biologischen Vielfalt!

  • LR Pernkopf: Biodiversitätstagung von UWD und Land NÖ zeigt Perspektiven für die Neuausrichtung der Biodiversitätspolitik nach 2010 auf

Wien/Gaming, 19.06.09 (UWD) Biologische Vielfalt ist unser Kapital, ist der Maßstab für gesunde Umwelt und intakte Natur und stellt die Grundlage unserer Existenz dar. Doch trotz aller Bemühungen schwindet dieser Reichtum zusehends. Europa wird sein Ziel, den Biodiversitätsverlust bis zum Jahr 2010 zu stoppen, verfehlen - wie auch die EU-Kommission in ihrer Halbzeitbewertung zum Biodiversitätsaktionsplan zu Jahresbeginn feststellte.

Wert intakter Ökosysteme muss in den Vordergrund rücken
«Die Diskussion um die Zukunft der Biodiversität muss neue Konzepte aufgreifen. Neben Artenschutzaspekten geht es jetzt zusehends um den Schutz von Ökosystemen in ihrer Gesamtheit. Der Wert intakter Ökosysteme und ihrer Leistungen - Nahrung, saubere Luft und Wasser, Hochwasserschutz, Erholungsnutzung - muss genauso in den Vordergrund rücken wie eine intensivere Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen unseres Wirtschaftens. Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit sind die Voraussetzung dafür, dass Biodiversität eine Zukunft hat», sagt Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes, im Rahmen der Tagung «Nützen und Schützen - politische Perspektiven des Biodiversitätsschutzes», die heute in Gaming stattfindet. Die Veranstalter - der Umweltdachverband und das Land Niederösterreich - möchten mit dieser hochkarätig besetzten Tagung einen Beitrag zur notwendigen Diskussion um eine Neuausrichtung der Biodiversitätspolitik nach 2010 leisten.

Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang bringen
«Natürliche Vielfalt ist lebensnotwendig. Um sie zu stärken, erweitern wir in Niederösterreich laufend das Netz an Schutzgebieten, unterstützen Artenschutzprogramme - wie etwa für Großtrappe, Habichtskauz und Ziesel - und versuchen LandwirtInnen mittels Vertragsnaturschutz für die Erhaltung der naturnahen Kulturlandschaft zu gewinnen. So setzen 6.500 landwirtschaftliche Betriebe auf rund 2.500 Hektar ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen um. In 15 NÖ Natura 2000-Gebieten wurden Schwerpunktprojekte für Grünland-Lebensräume wie extensive Wiesen, Feuchtwiesen und Trockenrasen gestartet. Die Landwirtschaft ist für die Biodiversität ein entscheidender Faktor - in jeder Hinsicht. Wir wollen mit dieser Tagung sowohl für die LandwirtInnen als auch für den Ökosystemschutz gemeinsame Perspektiven aufzeigen und die Diskussion um einen neuen Zugang zu diesem Thema beginnen. Naturschutz und Landwirtschaft müssen zusammenwachsen. Sie sind keine Gegensatzpaare, sondern können außerdem in der politischen Diskussion um die Zukunft der Agrarförderungen zu einem unschlagbaren Argument für eine weitere starke Dotierung der Ländlichen Entwicklung werden», erklärt NÖ Landesrat Dr. Stephan Pernkopf. Denn: Neben der Herausforderung, Biodiversität auch unter neuen Gesichtspunkten zu sehen, steht demnächst auch der Beginn der Verhandlungen um einen neuen EU-Haushalt und damit um ein neues Agrarbudget bevor. In diesem Kontext werden vermehrt umweltrelevante Aspekte - darunter auch der Beitrag zum Biodiversitätsschutz - herangezogen, um Argumente für eine Stärkung der Ländlichen Entwicklung zu untermauern.

Verstärkte Anstrengungen für unser Naturkapital erforderlich
Trotzdem die Ursachen für den Rückgang der Biodiversität - wie Lebensraumfragmentierung, Flächenversiegelung, landwirtschaftliche Intensivierung und Nutzungsaufgabe, Zunahme von Schadstoffen in Luft, Wasser und Boden, Verbauung und Übernutzung der Gewässer, Klimaveränderung und Neobiota - bekannt sind, gelang es in der Vergangenheit nur unzureichend, politische Antworten auf diese Herausforderungen zu finden. «Die Zielsetzung - den Rückgang der Biodiversität bis 2010 zu stoppen - wird nicht zu erreichen sein, deshalb müssen wir bereits jetzt neue Wege einschlagen. Wir möchten mit dieser Tagung - und weiteren gemeinsamen Aktivitäten - die Biologische Vielfalt unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten und damit einen Beitrag zu ihrem Erhalt leisten. Denn auf der bunten Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen basiert unsere Zukunft - die Erhaltung der Biodiversität verdient somit höchste politische Priorität, vollen Einsatz und ungeteilte Achtsamkeit», so Heilingbrunner abschließend.