Was Landwirtschaft alles leisten kann – ein Blick hinter die Kulissen!

  • Umweltdachverband, Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) und Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI) zeigen Benefits der Landwirtschaft
  • Good-Practice-Beispiele aus Österreich, neue Publikation und Kurzfilme erschienen

Wien, 22.11.19 (UWD) Dass die österreichische Landwirtschaft einen wertvollen Beitrag zur Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln leistet, ist bekannt. Oftmals vergessen wird jedoch, dass ihr Potenzial damit noch lange nicht erschöpft ist. „Der Umweltdachverband setzt sich deshalb im Rahmen des im ,Bildungscluster‘ eingebetteten Projektes ,Mehrwert Landwirtschaft‘ mit weiteren Benefits der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft auseinander – die Palette reicht von Wirtschaftsleistungen über Green-Care-Angebote bis zum Umwelt- und Naturschutz. Letztere sind besonders wichtig, denn die Zerstörung der Artenvielfalt und der Ökosysteme hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das unsere Lebensgrundlage mindestens genauso bedroht wie die Klimakrise. Eine nachhaltige, zukunftsfähige Landwirtschaft ist deshalb heute wie auch für künftige Generationen besonders wichtig“, betonte Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, gestern im Rahmen des Afterwork-Events am Biohof N°5 in Wien. Präsentiert wurden in diesem Rahmen auch die neue Publikation des Umweltdachverbandes „Tausendsassa Landwirtschaft. Warum LandwirtInnen für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind“ inklusive Plakat sowie sechs ergänzende Kurzfilme.

Win-win für Landwirtschaft und Biodiversität schaffen
Die Landwirtschaft in Europa und Österreich hat sich seit der Nachkriegszeit radikal gewandelt. Die österreichische Land- und Forstwirtschaft ist nach wie vor im internationalen Vergleich kleinstrukturiert – dennoch hält der Trend zu größeren Betrieben an. Wurde 1951 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 18,8 ha bewirtschaftet, so waren es 2016 bereits 45,2 ha (immer LN und FW Flächen gemeinsam). Und dennoch werden mehr als 95 % der heimischen Land- und Forstbetriebe seit Generationen familiengeführt. Aktuell arbeiten in Österreich nur noch rund drei Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft, mehr als die Hälfte davon melkt, pflügt und erntet im Nebenerwerb. Fast allerorts sind die Sensen den Traktoren gewichen. „Umso wichtiger ist es, dass Bäuerinnen und Bauern, die auf den biologischen Reichtum und die Gesundheit unserer artenreichen, bunten Almen, Äcker und Wiesen schauen, dafür auch ausreichend (finanzielle) Unterstützung erhalten. Dafür setzen wir uns auch im Rahmen der Verhandlungen um die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ein. Die Bewirtschaftung der Wiesen ist eine Zukunftsfrage für die Landwirtschaft. Artenreiche, bunte Wiesen waren früher wichtige Futterwiesen und dabei selbstverständliche Hotspots der Biodiversität – heute müssen wir sie bewusst erhalten und wieder neu schaffen. Gelingen kann dies etwa durch den abgestuften Wiesenbau. Das Konzept beruht darauf, dass die einem Betrieb zur Verfügung stehenden Grünflächen unterschiedlich intensiv bewirtschaftet werden, um sowohl die nötige Futtererzeugung zu decken, als auch die Artenvielfalt der Wiesen beizubehalten. Summa summarum eine eindeutige Win-win Situation für Ökologie und Ökonomie“, sagt Pfiffinger.

Arbeit nachhaltig wirtschaftender Landwirtinnen ist von unersetzlichem Wert
Bäuerinnen und Bauern, die auf abgestuften Wiesenbau oder Blühflächen setzen – die insbesondere Bestäubern und Insekten ein vielfältiges Blütenangebot bieten und zur Vernetzung von Biotopen beitragen – müssen künftig noch stärker gefördert werden. Wertvolle Hilfestellung bieten dabei auch die biodiversitätsfördernden Bildungsangebote im Rahmen der Acker- und Grünlandstrategie. „Wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein für die tatsächlichen Benefits, die nachhaltig wirtschaftende LandwirtInnen schaffen. Ihre Arbeit ist von unersetzlichem Wert für die Aufrechterhaltung der Biodiversität, für eine hochqualitative Lebensmittelproduktion, für das Wasserressourcenmanagement, den Waldschutz und für die Erhaltung und Gestaltung der Kulturlandschaft“, so Pfiffinger.

Unsere Land- und Forstwirtschaft sind mehr wert
Das Leistungsspektrum um das es geht, ist vielfältig, aber einfach erklärt. „Dass die Land- und Forstwirtschaft Österreichs deutlich mehr wert ist, als die Summe der von ihr erzeugten Produkte beweisen unsere Bäuerinnen und Bauern jeden Tag aufs Neue: Was wir essen, liefert die Landwirtschaft. Womit wir bauen und heizen, liefert die Forstwirtschaft. Wenn wir uns erholen, dann in der Natur, die von Land- und ForstwirtInnen gestaltet wird. Es sind die Bäuerinnen und Bauern, die den Boden für die nächsten Generationen fruchtbar halten. Es sind Land- und Forstwirtschaft, die die Umwelt schützen und den Klimawandel mildern können“, unterstreicht Michaela Glatzl, Geschäftsführerin der ARGE Österreichische Bäuerinnen. Glatzl weiter: „Die gesellschaftlichen Anforderungen an Land- und Forstwirtschaft sind hoch: Wir wünschen uns preiswerte Lebensmittel mit den höchsten Tierwohl-, Klima-, Umwelt- und Produktionsstandards; gepflegte Erholungslandschaften für Millionen Gäste aus dem In- und Ausland; lebendige ländliche Räume, die lebenswert und vor Naturgefahren wie Lawinen oder Muren geschützt sind; Wälder, die das schädliche CO2 speichern und gleichzeitig Wärme und Energie liefern; und nachwachsende Rohstoffe, die die klimaschädlichen fossilen in Industrie oder Bau ersetzen können. Das alles liefern Österreichs Bäuerinnen und Bauern täglich – doch  nur ein Teil dieser Güter ist marktfähig. Für einige der Leistungen, wie die Pflege der Erholungslandschaft oder den Schutz der Artenvielfalt, erhalten die Höfe Ausgleichzahlungen aus öffentlicher Hand. Wenn nun die Europäische Kommission gerade jene Mittel, die den Mehrwert der Land- und Forstwirtschaft für die Gesellschaft garantieren, in der nächsten EU-Agrarpolitik-Periode am meisten kürzen will, so ist das völlig unverständlich und muss vehement abgelehnt werden. Wir Bäuerinnen und Bauern sind für die Gesellschaft mehr wert. Das muss auch die EU-Agrarpolitik erkennen und honorieren.“

Austausch und Begegnung zwischen KonsumentInnen und LandwirtInnen direkt auf den Höfen
„In der Öffentlichkeit und in den Medien wird oft ein sehr kontroverses Bild der Landwirtschaft gezeichnet und viele KonsumentInnen sind verunsichert. Um mehr Klarheit und Bewusstsein zu schaffen, vernetzen wir bei unseren AfterWork-am-Bauernhof-Landpartien KonsumentInnen aus dem urbanen Raum mit der österreichischen Landwirtschaft. Bäuerinnen und Bauern öffnen ihre Hof- und Stalltüren und beantworten im direkten Gespräch authentisch und nachvollziehbar alle Fragen rund um die landwirtschaftliche Produktion. Bei diesen kurzweiligen Ausflügen auf verschiedenste Bauernhöfe kann sich jede und jeder ein eigenes Bild von der realen Landwirtschaft machen – von klein bis groß, konventionell bis biologisch, von Tierhaltung bis Acker- und Obstbau. Nach mittlerweile 20 AfterWork-am-Bauernhof-Landpartien können wir eindeutig sagen, dass der Austausch und die Begegnung zwischen KonsumentInnen und LandwirtInnen direkt auf den Höfen die Wertschätzung und das Vertrauen in die österreichische Landwirtschaft enorm stärkt, und dass die Vielfalt und Innovationskraft unserer Bäuerinnen und Bauern einen sehr positiven und nachhaltigen Eindruck bei den KonsumentInnen hinterlassen“, so Kornelia Zipper, Projektleiterin „AfterWork am Bauernhof“ im ÖKL.

Hier finden Sie die Broschüre "Tausendsassa Landwirtschaft" zum Download.
Hier finden Sie die Kurzfilme und alle Infos zum Projekt "Mehrwert Landwirtschaft".

Pressefotos zum Download: (c) Michael Schöppl/Umweltdachverband
Projektteam und Projektpartner Kleingruppe (v.l.n.r.: Herbert Bauer, LFI Österreich; Michaela Glatzl, ARGE Bäuerinnen; Kornelia Zipper, ÖKL; Gerald Pfiffinger, Umweltdachverband)
TeilnehmerInnengruppe gesamt
Projektteam und Projektpartner im Bildungscluster große Gruppe