Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald: Vielfalt macht stark!

  • Pilotprojekt zeigt Wege zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung und wirksamem Artenschutz
  • Handlungsleitfaden für Biodiversitätsförderung im Wald

Wien, 24.08.2023 (UWD) Rohstoffquelle, Erholungsgebiet, Lebensraum für Tiere und Pflanzen: Die österreichischen Wälder, die als größtes Ökosystem der Republik knapp 50 % der gesamten Bundesfläche ausmachen, erfüllen eine Vielzahl wichtiger Aufgaben. Angesichts der globalen Klimakrise gewinnen Wälder als Biomasse-Lieferanten, CO2-Speicher und grüne Lunge Österreichs noch weiter an gesellschaftlicher und umweltpolitischer Bedeutung – und sind gleichzeitig durch die Auswirkungen der Erderwärmung selbst zunehmend gefährdet. Das Projekt „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald (BIMUWA)“ unter der Leitung der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gemeinsam mit dem Umweltdachverband und weiteren Partner:innen widmet sich dem Spannungsfeld von Bewirtschaftung und Schutz der heimischen Waldlandschaften und setzt biodiversitätsfördernde Maßnahmen um.

Erfolgreicher Biodiversitätsschutz
„Mit dem Pilotprojekt wollen wir aufzeigen, wie Aspekte der ökologischen Waldbewirtschaftung in Österreich erfolgreich auf allen Waldflächen, unabhängig vom allfälligen Schutzstatus, in der täglichen Praxis durchgeführt werden können. Dabei sind es oft nur kleinräumige Maßnahmen, die gesetzt werden müssen, um einen großen Effekt auf den Erhalt der Artenvielfalt zu erzielen. Wir möchten im Rahmen des Projektes unser Know-how und unsere Erfahrungen, die wir aus unserer jahrelangen Arbeit mit der Natur und in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung erworben haben, weitergeben. Daher wurden neben allgemeinen Maßnahmenvorschlägen zur Förderung der Strukturvielfalt im Wald, auch konkrete Handlungsempfehlungen für gefährdete Rote-Liste-Arten und -Lebensräume, wie beispielsweise Moore oder Trockenrasen, entwickelt“, so Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste, die rund 15 % der Waldfläche in Österreich betreuen.

Biodiversität als Schlüsselfaktor resilienter Wälder
„Unsere Wälder weisen europaweit eine einzigartige Vielfalt an Waldtypen auf. Von der geografischen Lage her schneiden die heimischen Alpen Teile des pannonischen und mediterranen Raumes an. Das ist der Grund, warum Österreich eine einzigartig hohe Vielfalt an unterschiedlichen Waldtypen beherbergt. Mit der Vielfalt der Wälder geht natürlich auch eine enorme Artenvielfalt einher, die es als europäisches Erbe und wichtige Lebensgrundlage dringend zu erhalten gilt. Das Spektrum reicht von artenreichen Auwäldern über Eichen- und Buchenwälder bis hin zu hochalpinen Zirbenwäldern. So unterschiedlich die Wälder sind, so vielfältig sind auch die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität. Ziel unseres Projektes ist es, regional angepasste Leitbilder für die unterschiedlichen Waldregionen zu entwickeln. Praxisgerechte, regional angepasste Schutzmaßnahmen sollen von PEFC-Betrieben umgesetzt und so treffsicher die breite Vielfalt der Waldbiodiversität erhalten werden“, sagt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes.

Gefährdete Biotoptypen und prioritäre Pflanzen- und Tierarten im Fokus
Das vor vier Jahren gestartete Pilotprojekt „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald (BIMUWA)“, gefördert aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung 14–20, legt den Fokus sowohl auf gefährdete Biotoptypen als auch auf prioritäre Pflanzen- und Tierarten mit gemeinsamen oder ähnlichen Ansprüchen. Die Verschneidung dieses Wissens mit einer regionalen Betrachtungsweise führt zu einem wissenschaftlich fundierten und effizienten Ansatz der Biodiversitätsförderung im Wald. Im Rahmen dieses Projektes wurde erstmalig für die Modellregion PEFC-Region 6 „Östliche Zwischenalpen“ in Teilen der Steiermark und Kärntens ein regionalisiertes Biodiversitätsleitbild erstellt. PEFC-zertifizierte bewirtschaftete Waldflächen folgen dem Prinzip der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (Helsinki-Kriterien) und der Regionenzertifizierung.

Handlungsleitfaden bietet praxisnahe Tipps
Im Rahmen des Pilotprojektes wurde von den Projektbeteiligten – Österreichische Bundesforste, Umweltdachverband, Landwirtschaftskammer Österreich, Landwirtschaftskammer Steiermark, Land&Forst Betriebe Österreich, BIOSA-Biosphäre Austria, Bundesforschungszentrum für Wald, Pro Silva Austria und PEFC Austria – ein Handlungsleitfaden mit Merkblättern für die freiwillige Biodiversitätsförderung im Wald erarbeitet. Die A4-formatigen Merkblätter kann man individuell zusammenstellen. Dieser kostenlose Handlungsleitfaden bietet Waldbesitzer:innen praxisnahe Tipps und möchte forst- sowie landwirtschaftliche Berater:innen in ihrer Arbeit unterstützen. Vorgestellt werden Empfehlungen zur Förderung potenziell vorkommender Lebensräume und Arten der Roten Liste für das Modellgebiet PEFC-Region 6.

Download des BIMUWA-Handlungsleitfadens mit Merkblättern:
www.bundesforste.at/fileadmin/publikationen/berichte/BIMUWA_Handlungeleitfaden_Merkblaetter_gesamt_fuer_HP_kompr.pdf

Download Preseaussendung (PDF-Datei)