Umweltdachverband: Eine runde Sache – JA zur ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft!

  • Bundesländer-Tournee im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums: Brennpunkt #Wien
  • Ein Jahr Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie: Bemühungen nicht ausreichend, um Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen

Im Fachdialog zum Thema Kreislaufwirtschaft ©Tina Leonhard/Umweltdachverband

Wien, 13.12.23 (UWD) Im Rahmen seiner Bundesländer-Tournee nahm der Umweltdachverband heute bei seinem letzten Stopp in Wien die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie in den Fokus. „Die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Sprungbrett für die Transformation unseres Wirtschaftssystems und essenziell für die Erreichung der Klimaziele, denn sie trägt maßgeblich dazu bei, die natürlichen Ressourcen sowie unsere Landschaften und Lebensräume zu schonen und so den enormen Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten“, sagt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes.

Kreislaufwirtschaftsstrategie: Umweltdachverband zieht Bilanz
Am 7. Dezember 2022 wurde die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen. Wie sieht es mit der Umsetzung aus? „Hervorzuheben ist die Einrichtung der ‚Task Force Kreislaufwirtschaft‘. Weiters wichtig sind die Förderangebote der Bundesregierung zur Finanzierung von Initiativen und Maßnahmen zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Auch die Etablierung des ‚Climate Lab‘ – eine Initiative des Klimaschutzministeriums (BMK) und anderen Partnern – spielt eine große Rolle. Was fehlt, ist eine ganzheitliche Herangehensweise, denn im vergangenen Jahr lag der Fokus klar auf der Wirtschaft. Der Übergang von der derzeitigen Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft wird aber nur gelingen, wenn er von allen Teilen der Gesellschaft mitgetragen wird. Dafür braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Bisher war es aber zivilgesellschaftlichen Playern durch unzureichende oder kurzfristige Förderungen erschwert, langfristig Fuß zu fassen. Das könnte sich durch das Umweltförderungsgesetz, in das die Kreislaufwirtschaft nun integriert wurde, ändern“, so Sophia Kratz, Kreislaufwirtschaftsexpertin im Umweltdachverband.

Klimaneutralität bis 2040 nur mit einer starken Kreislaufwirtschaft
„Im Projekt ‚Circular Economy and Decarbonisation: Synergies and trade-offs‘ haben wir untersucht, welche Auswirkungen eine Dekarbonisierung auf den Materialbedarf hat und welchen Beitrag Kreislaufwirtschaft zur Erreichung der Klimaneutralität leisten kann. Die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie verfolgt das Ziel, den inländischen Materialverbrauch bis 2030 auf 14t und den globalen Materialfußabdruck bis 2050 auf 7t pro Kopf zu reduzieren. Es zeigt sich jedoch, dass eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklung einen Anstieg des inländischen Materialverbrauchs um ca. 11 % sowie einen Anstieg der verarbeiteten Materialien um rund 10 % bis 2040 bedeuten würde“, mahnt Doris Virág, Wissenschaftlerin am Institut für Soziale Ökologie an der BOKU. „Nur in einem Szenario, in dem zusätzlich zur vollständigen Dekarbonisierung bis 2040 ein starker Kreislaufwirtschaftsansatz verfolgt wird, können der Verbrauch der verarbeiteten Materialien in Österreich im Vergleich zu heute um 31 % reduziert und sowohl Klimaneutralität als auch die angepeilte Materialreduktion erreicht werden“, so die Forscherin.

Forderung nach engeren, langsameren Kreisläufen und mehr Zusammenarbeit
Recycling, wie es derzeit von der Österreichischen Bundesregierung forciert wird, ist gut, aber nicht ausreichend – noch bedeutender sind das Verringern und Entschleunigen der Materialflüsse. Besonders wichtig sind Maßnahmen in der Infrastruktur- und Raumplanung, wie ein Baustopp für Straßen und Gebäude auf der grünen Wiese sowie Reduktionen des motorisierten Personen- und Güterverkehrs. „Was es jetzt braucht, sind politische Visionen und ein gemeinschaftliches Konzept mit einer zuverlässigen und langfristigen Finanzierung in allen Bereichen – Klimaschutzministerium, Landwirtschaftsministerium, aber auch Bildungs- und Sozialministerium: Für den transformativen Prozess sind alle gefragt“, sind sich Wissenschaft und Umweltdachverband einig.

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