„Quellen des Lebens“ gemeinsam schützen! (2023 - 2025)

Quellen und Quellbäche sind ökologische Sonderstandorte und einzigartige Lebensräume für eine hochspezialisierte Flora und Fauna. Sie sind der Ort eines eng begrenzten Grundwasseraustrittes und damit die Schnittstelle zwischen unterirdischem und oberirdisch abfließendem Wasser. Die Fülle an Mikrohabitaten macht sie zu wahren Hotspots der Biodiversität. Doch viele „Quellspezialisten“ (Krenobionten) finden sich auf den Roten Listen bedrohter Arten, da sie hohe Standortansprüche stellen und ihre Mobilität oft limitiert ist. Auch für Endemiten, also Tiere mit sehr kleinen Verbreitungsgebieten, die nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen, sind Quellgebiete von besonderer Bedeutung: Von den rund 600 endemischen Tierarten Österreichs sind etliche ausschließlich in Quellen zu finden – z. B. die vom Aussterben bedrohte Zwergquellschnecke Belgrandiella austriana oder die Köcherfliege Rhyacophila ferox.

Koecherfliegen Detail

Köcherfliegenlarven an der Unterseite eines Steines. ©Renate Degen

Obwohl der gesellschaftliche Wert von Quellen gemeinhin anerkannt ist (dienen sie doch der Wasserversorgung von Mensch, Tier und Landwirtschaft), ist ihre Bedeutung für den Naturschutz in der öffentlichen Wahrnehmung noch kaum angekommen. Daher sind viele Quellen in Österreich eingefasst und somit als Lebensraum für „Quellspezialisten“ verloren gegangen. Zudem machen bauliche Maßnahmen für den Straßenbau oder Tourismus Quellgebiete als Lebensraum häufig unbrauchbar.

Auch die verbliebenen intakten Quellen sind stark gefährdet, denn aufgrund ihrer Kleinräumigkeit und der großen Bedeutung ihrer semi-aquatischen Randbereiche, reagieren Quellsysteme besonders sensibel auf Störungen, wie z. B. durch Viehtritt, Wasserentnahmen, Entnahme der Ufervegetation und organische Belastungen. Die globale Erhitzung ist ein zusätzlicher Stressfaktor – mit noch unabsehbaren Folgen für die hochspezialisierten Quellgemeinschaften. Das Projekt „Quellen des Lebens“ soll daher zur langfristigen Verbesserung dieses gefährdeten Lebensraums beitragen.

Loserquelle

Die Loserquelle: Ein Beispiel für ein intaktes Quellgebiet, das für Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten unabdinglich ist. ©Renate Degen

Details zum Projekt

Im Rahmen des Projektes werden zwei beeinträchtigte Quellsysteme wieder in einen naturnahen Zustand gebracht und die typischen Quellgemeinschaften wiederhergestellt. Dies soll durch die Errichtung einer Pufferzone um das Quellgebiet (Weidezaun), das Einbringen von Totholz entlang des Oberlaufs des Quellbachs sowie die streckenweise Einstellung der Uferbewirtschaftung erreicht werden. Inwiefern diese Maßnahmen die gewünschte Wirkung zeigen, soll durch das Vorkommen von Stein- und Köcherfliegen im Quellgebiet überprüft werden. Diese eignen sich besonders gut als Indikatoren für mögliche Erfolge, denn die beiden Arten sind extrem intolerant gegenüber Störungen – kehren sie zurück, kann davon ausgegangen werden, dass auch weniger sensible Arten zurückgekehrt sind oder es noch werden.

Quellbach Totholz

Totholz trägt maßgeblich zum Erhalt des Lebensraums bei. ©Renate Degen

Ein weiteres zentrales Ziel des Projekts ist die Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit für die Wichtigkeit und Gefährdung der kostbaren Quellgebiete. Zu diesem Zweck werden Infotafeln vor Ort aufgestellt, um die lokale Bevölkerung und Besucher:innen auf die Bedeutung dieses wertvollen Lebensraums und seiner Bewohner aufmerksam zu machen. Zugleich werden die Hintergründe der gesetzten Maßnahmen erläutert, wie z. B.: Wozu braucht es Totholz? Warum wurde an dieser Stelle ein Zaun errichtet?

Letztlich soll das Projekt entscheidend zur langfristigen Verbesserung der „Quellen des Lebens“ beitragen.

 

Projektinfos kompakt


Projektstart: 01.02.2023
Laufzeit: 32 Monate

Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert. Das Projekt wird vom Umweltdachverband in Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf AG) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) durchgeführt.

 

Ihre Projektleitung:

Degen, Renate

Dr.in Renate Degen

Projektleitung

Gewässer

E-Mail
+43 1 402 47 01 46